Tag Archives: Weihnachten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 18

Minden ist eine feste Burg,
Hat gute Wehr und Waffen!
Mit preußischen Festungen hab ich jedoch
Nicht gerne was zu schaffen.
Wir kamen dort an zur Abendzeit.
Die Planken der Zugbrück‘ stöhnten
So schaurig, als wir hinübergerollt;
Die dunklen Gräben gähnten.

Die hohen Bastionen schauten mich an,
So drohend und verdrossen;
Das große Tor ging rasselnd auf,
Ward rasselnd wieder geschlossen.

Ach! meine Seele ward betrübt,
Wie des Odysseus Seele,
Als er gehört, daß Polyphem
Den Felsblock schob vor die Höhle.

Es trat an den Wagen ein Korporal
Und frug uns: wie wir hießen?


Bisher erschienen:

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 17

Ich habe mich mit dem Kaiser gezankt
Im Traum, im Traum versteht sich –
Im wachenden Zustand sprechen wir nicht
Mit Fürsten so widersetzig.
Nur träumend, im idealen Traum,
Wagt ihnen der Deutsche zu sagen
Die deutsche Meinung, die er so tief
Im treuen Herzen getragen.

Als ich erwacht‘, fuhr ich einem Wald
Vorbei, der Anblick der Bäume,
Der nackten hölzernen Wirklichkeit,
Verscheuchte meine Träume.

Die Eichen schüttelten ernsthaft das Haupt,
Die Birken und Birkenreiser,
Sie nickten so warnend – und ich rief:


Bisher erschienen:

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 16

Das Stoßen des Wagens weckte mich auf,
Doch sanken die Augenlider
Bald wieder zu, und ich entschlief
Und träumte vom Rotbart wieder.
Ging wieder schwatzend mit ihm herum
Durch alle die hallenden Säle;
Er frug mich dies, er frug mich das,
Verlangte, daß ich erzähle.

Er hatte aus der Oberwelt
Seit vielen, vielen Jahren,
Wohl seit dem Siebenjährigen Krieg,
Kein Sterbenswort erfahren.

Er frug nach Moses Mendelssohn,
Nach der Karschin, mit Intresse
Frug er nach der Gräfin Dubarry,
Des fünfzehnten Ludwigs Mätresse.


Bisher erschienen:

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 15

Ein feiner Regen prickelt herab,
Eiskalt, wie Nähnadelspitzen.
Die Pferde bewegen traurig den Schwanz,
Sie waten im Kot und schwitzen.
Der Postillion stößt in sein Horn,
Ich kenne das alte Getute –


Bisher erschienen:

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 14

Ein feuchter Wind, ein kahles Land,
Die Chaise wackelt im Schlamme;
Doch singt es und klingt es in meinem Gemüt:


Bisher erschienen:

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 13

Die Sonne ging auf bei Paderborn,
Mit sehr verdroßner Gebärde.
Sie treibt in der Tat ein verdrießlich Geschäft –
Beleuchten die dumme Erde!
Hat sie die eine Seite erhellt,
Und bringt sie mit strahlender Eile
Der andern ihr Licht, so verdunkelt schon
Sich jene mittlerweile.

Der Stein entrollt dem Sisyphus,
Der Danaiden Tonne
Wird nie gefüllt, und den Erdenball
Beleuchtet vergeblich die Sonne! –

Und als der Morgennebel zerrann,
Da sah ich am Wege ragen,
Im Frührotschein, das Bild des Manns,
Der an das Kreuz geschlagen.

Mit Wehmut erfüllt mich jedesmal
Dein Anblick, mein armer Vetter,
Der du die (mehr …)

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 12

Im nächtlichen Walde humpelt dahin
Die Chaise. Da kracht es plötzlich –
Ein Rad ging los. Wir halten still.
Das ist nicht sehr ergötzlich.
Der Postillion steigt ab und eilt
Ins Dorf, und ich verweile
Um Mitternacht allein im Wald.
Ringsum ertönt ein Geheule.

Das sind die Wölfe, die heulen so wild,
Mit ausgehungerten Stimmen.
Wie Lichter in der Dunkelheit
Die feurigen Augen glimmen.

Sie hörten von meiner Ankunft gewiß,
Die Bestien, und mir zur Ehre
Illuminierten sie den Wald
Und singen sie ihre Chöre.

Das ist ein Ständchen, ich merke es jetzt,
Ich soll gefeiert werden!
Ich warf (mehr …)

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Vorglühen

Ja, von drunten vom Keller, da komm Ich her, und Ich muss euch sagen, es weihnachtete sehr!

Ja, es ist soweit. Gestern Abend hab Ich endlich meinen kleien Weihnachtsbaum entstaubt und aus dem Keller geholt.

Das ist ein Geschenk, Ich glaube von eminer Tante gewesen oder so, das Ich schon Jahre habe.

Normalerweise bin Ich ja kein so ein Freund von so Dekokrams, doch an Weihnachten ist das was anderes. Klar muss man es nicht übertreiben, doch ein wenig Stimmung soll ja schon aufkommen.

Ja, (mehr …)

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 11

Das ist der Teutoburger Wald,
Den Tacitus beschrieben,
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.
Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Die siegte in diesem Drecke.

Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann,
Mit seinen blonden Horden,
So gäb es deutsche Freiheit nicht mehr,
Wir wären römisch geworden!

In unserem Vaterland herrschten jetzt
Nur römische Sprache und Sitten,
Vestalen gäb es in München sogar,
Die Schwaben hießen Quiriten!

Der Hengstenberg wär ein Haruspex
Und grübelte in den Gedärmen
Von Ochsen. Neander wär ein Augur
Und schaute nach Vögelschwärmen.

Birch-Pfeiffer söffe Terpentin,
Wie einst die römischen (mehr …)

Leave a Comment

Filed under Allgemein, Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten

Deutschland, ein Wintermärchen: Caput 10

Dicht hinter Hagen ward es Nacht,
Und ich fühlte in den Gedärmen
Ein seltsames Frösteln. Ich konnte mich erst
Zu Unna, im Wirtshaus, erwärmen.
Ein hübsches Mädchen fand ich dort,
Die schenkte mir freundlich den Punsch ein;
Wie gelbe Seide das Lockenhaar,
Die Augen sanft wie Mondschein.

Den lispelnd westfälischen Akzent
Vernahm ich mit Wollust wieder.
Viel süße Erinnerung dampfte der Punsch,
Ich dachte der lieben Brüder,

Der lieben Westfalen, womit ich so oft
In Göttingen getrunken,
Bis wir gerührt einander ans Herz
Und unter die Tische gesunken!

Ich habe sie immer so liebgehabt,
Die lieben, guten Westfalen,
Ein (mehr …)

Leave a Comment

Filed under Deutschland ein Wintermärchen, Fortsetzungsgeschichten