Abschied

From the day we arrive on the planet
And blinking, step into the sun
There′s more to be seen than can ever be seen
More to do than can ever be done

Ja, heute hiess es erneut Abschied nehmen. Zum dritten mal innerhalb von 19 Monaten.

Kurz nach zehn holte Ich meinen Cousin und seine Freundin ab und wir fuhren in den Kaiserslauterer Ruheforst. Wir waren nicht viele Leute. Wir drei, meine Tante, zwei Bekannte (die beiden die eine kurze Zeit in Opas leerstehendem Haus gewohnt haben), und eine Schwester meines Onkels sowie ein Bruder mit seiner Frau. Ich hatte zwar mal gehört, dass da noch Geschwister sind, hatte die aber nie kennen gelernt. Anscheinend bestand da kein Kontakt.

Punkt elf ging es los.

Some say eat or be eaten
Some say live and let live
But all are agreed as they join the stampede
You should never take more than you give

Wir versammelten uns an einer Art Trauerplatz, wo die Urne auf einem Stein aufgebahrt wurde. Davor waren Bänke auf denen man sitzen konnte. Es wurden zwei Lieder abgespielt, einmal Stairway to heaven von Led Zeppelin und ein weiteres das Ich nicht kannte, das sich mein Onkel aber wohl gewünscht hat.

Danach ging es zum Grabplatz. Der Mann vom Bestattungsunternehmen und der Förster vom Ruheforst gingen voraus. Ich sprach kaum mit jemanden, war der letzte, ganz hinten im Geleit.

Nach kurzem, anstrengendem Fussweg durch den Wald kamen wir an dem Baum an den meine Tante ausgesucht hatte. Es war bereits ein Loch ausgehoben und mit Zweigen umrandet. Die Urne Wurde versenkt, wir streuten ein paar Rosenblätter darauf und in weniger als zwei Minuten war alles zu Ende. Wir liefen zurück an den Parkplatz. Ich sollte dann „Knockin’ on Heaven’s Door“ von Bob Dylan auf meinem Handy abspielen, meine Tante liess einen Luftballon steigen und wir verabschiedeten uns.

in the circle of life
It’s the wheel of fortune
It′s the leap of faith
It’s the band of hope
Till we find our place
On the path unwinding
In the circle, the circle of life

Meine Tante fuhr mit der Schwester meines Onkels und drei Bekannten wahrscheinlich zu sich nach Hause. Die anderen Trauergäste gingen ebenso und Ich und mein Cousin mit seiner Freundin fuhren auf meinen Vorschlag hin zu Globus um dort eine Pizza zu essen, denn einerseits war Ich noch nüchtern und hatte noch gar nichts gegessen, andererseits hatten die beiden Ihr Mittagessen verpasst, dort wo sie wohnen.

Danach fuhr Ich die beiden wieder nach Hause.

Es war ein wenig ein seltsamer Tag. Auf der Fahrt hin und zurück redeten wir drei im Auto kein einziges Wort.

Some of us fall by the wayside
And some of us soar to the stars
And some of us sail through our troubles
And some have to live with the scars

Danach fuhr Ich noch ein wenig umher. Es war ein gut warmer Tag. Ein Besuch im Baumarkt brachte mich auf andere Gedanken. Ich kaufte Material für eine Treppe im Wintergarten. Am Nachmittag lackierte Ich meinen Grill neu.

Ich war erneut erstaunt, wie gut Ich die Beerdigung wegsteckte. Sicher, es war kein überraschender Tod, er kündigte sich ja schon lange, wenn auch sehr langsam, an. Dennoch. Für mich ist das immer so wie eine Pflichtveranstaltung. Ich brauche keine Beerdigung oder ein Grab an das Ich gehen kann um jemanden in Erinnerung zu behalten. Der Bruder meiner Mutter hat ja z. B. gar kein Grab, da hat meine Cousine eine Seebestattung gemacht.

There’s far too much to take in here
More to find than can ever be found
But the sun rolling high through the sapphire sky
Keeps great and small on the endless round

Man hat da eben immer so gewisse Vorstellungen wie eine Beerdigung zu sein hat. Auf der letzten grösseren Trauerfeier auf der Ich war, das war im Sommer 2020, wurde jemand beerdigt, der hier in meinem Heimatort sehr verwurzelt war. Auf der Beerdigung waren bestimmt um die 100 Leute in schwarzem Anzug oder in schwarzem Kleid bzw. Kostüm. Alles sehr klassisch, mit Pfarrer, Orgelmusik und so weiter.

Bei meinem Opa war es ja auch eine Waldbestattung.

in the circle of life
It′s the wheel of fortune
It′s the leap of faith
It’s the band of hope
Till we find our place
On the path unwinding
In the circle, the circle of life

Hier nun also erneut so eine, ja, wie soll man es nennen, „moderne“ (?) Bestattung. Als Ich meinen Cousin und seine Freundin abgesetzt hatte lief zufällig in meiner Spotify Playlist „Circle of Life“ von Elton John aus dem Film „Der König der Löwen“. Das fand Ich irgendwie passend und Ich komme nicht umher zuzugeben, dass mir das Lied ein paar kleine Tränen in die Augen trieb.

It′s the wheel of fortune
It’s the leap of faith
It′s the band of hope
Till we find our place
On the path unwinding
In the circle, the circle of life

Tja, nun wurde also erneut eine Brücke zur Verwandtschaft abgebrochen. Ich werde wohl nun auch den Kontakt zu meiner Tante so langsam ausschleichen lassen. Ich bin froh, wenn der Hausverkauf über die Bühne ist. Das ist ja mit das einzigste was uns mehr oder weniger gezwungenermassen noch den Kontakt halten lässt.

Wir werden immer weniger sagte mein Cousin auch heute wieder. Ach ja …

On the path unwinding
In the circle, the circle of life

Elton John – Circle of Life aus „Der König der Löwen“ 1994

Leave a Comment

Filed under Allgemein

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.