Eigentlich ist es nur ein Klick.
Ein Klick auf einen kleinen Button.
Auf diesem Button steht “Senden”.
Mehr nicht.
Er ist dazu da, eine E-Mail, die man geschrieben hat an den Adressaten zu schicken.
Ich benutze Ihn auf der Arbeit täglich weit über 100 mal.
Doch manchmal, da gibt es ganz besondere Mails.
Über eine solche Mail will ich euch heute hier berichten.
Das sind so Mails, da kann man nicht einfach so auf “senden” klicken.
Und es ist immer wieder so ein Gefühl, das man da hat.
Immer wieder das gleiche Gefühl.
Ein Gefühl, das so Erinnerungen an ähnliche Situationen zuvor hervorruft.
Situationen, in denen man auch so ein Gefühl hatte.
Die Mail, die Ich heute absenden möchte, trägt den Betreff “Kündigung meiner Wohnung”.
Man sitzt dann da.
Hat die Mail fertig geschrieben.
Denkt nach.
Liest Sie noch einmal.
Verbessert vielleicht einen Rechtschreibfehler, der eigentlich gar nicht da ist.
Klickt immer noch nicht auf “Senden”.
Liest die Mail noch einmal.
Macht was anderes in der Zwischenzeit.
Geht sich noch einmal einen Kaffee holen.
Macht die Waschmaschine an.
Beantwortet noch ein paar Mails für die Arbeit.
Liest die Mail nochmal.
Denkt nochmal nach.
Macht wieder was anderes.
Liest die Mail noch einmal.
Denkt nochmal nach.
Und so weiter.
Man erinnert sich daran, dass es einem damals 2014 / 2015 als man Bewerbungen geschrieben hatte genau so ging.
Dass man nicht auf “Senden” klicken wollte.
Es sind so Mails, die ein komplettes Leben um 180 Grad drehen können.
Man könnte auf die Mail z. B. eine Zusage zu einem Job bekommen.
Oder man macht wie hier einen Schritt zur Kündigung einer Wohnung.
Einen Schritt, von dem es dann so schnell keinen Schritt zurück mehr gäbe.
Wenn man denn einen machen wöllte.
Ein Druck auf eine Taste.
Ein kleiner Stromstoß.
Mit vielleicht Auswirkungen auf Jahrzente.
Ein kleines Paket Einsen und Nullen.
Einsen und Nullen, die für ein Ende stehen.
Für ein Ende, aber auch für einen Neuanfang.
Man zweifelt.
War das wirklich die richtige Entscheidung?
Obwohl man sich doch eigentlich schon festgelegt hat.
Obwohl es eigentlich jetzt schon kein Zurück mehr gibt und dieser Klick doch nur eine Formalität ist.
Man hadert.
Man zweifelt.
Man wartet.
Man klickt nicht.
Man holt sich noch einen Kaffee.
Man macht noch ein paar Mails für die Arbeit.
Man denkt daran, dass alle anderen Weichen eigentlich schon gestellt sind.
Mama ist ausgezogen.
Der Umzugswagen ist schon gebucht.
Es ist doch nur ein kleiner Klick.
So wie man ihn tausendfach jeden Tag macht.
“Klick!”
Mit so einem vertrauten Geräusch.
Ein Geräusch das man gar nicht mehr wahrnimmt.
Weil es einen kontinuierlich durch den Arbeitstag aber auch durch den Feierabend und das Wochenende begleitet.
“Klick!”
Man holt sich noch einen Kaffee.
Schreibt einen drei Seiten langen Text darüber, warum man nicht klicken will.
Macht noch ein paar Mails für die Arbeit.
Schaut auf die Uhr.
In einer viertel Stunde ist Feierabend.
Ich könnte die Mail ja auch noch morgen schreiben.
Schliesslich ist morgen erst der letzte Tag im Juni.
Zum 30.9. will Ich kündigen.
Drei Monate Kündigungsfrist habe Ich.
Da würde es doch reichen, wenn Ich die Mail erst morgen absende.
Muss doch nicht heute sein.
Man räumt derweil noch ein wenig sein Postfach auf.
Macht noch einen Vorgang für die Arbeit.
Man korrigiert die Mail noch einmal, schreibt Sie noch einmal um.
Macht noch einen Vorgang für die Arbeit.
Und dann, punkt 18 Uhr erinnert einen der Kalender im Outlook mit einem sanften klingeln an den Feierabend.
Man liest die Mail noch einmal, klickt auf “senden” und macht den Computer aus.
Ein flaues Gefühl breitet sich im Magen aus…