Ladenschlusszeiten

Einer der Youtube Kanäle in die Ich immer wieder mal gerne reinsehe ist der Kanal “Der Held” von Thomas Panke. Der ist auf Youtube eher bekannt für seine “Klemmbausteine”, vulgo auch “Lego” genannt. 

In seinem Zweitkanal sinniert er aber auch gerne über verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen. So plädierte er in einem Video, in einer für mich nachvollziehbaren weise, den Karstadt-Kaufhof Konzern pleite gehen zu lassen und lehnte die Staatshilfen dafür ab.

Nun hat er ein Video mit dem Titel “Kann der Sonntag Galeria Kaufhof oder allgemein den Einzelhandel retten?” in dem es um eben die Ladenschlusszeiten geht. Seiner Meinung nach könne man die ja auch eigentlich komplett freigeben. 

Das brachte mich ein wenig ins nachdenken.

Zuerst schaute Ich mal, wie das in (West-)Deutschland so historisch war und wie es aktuell ist.

Also Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, da war es bis 2003 so, dass Läden von Montag bis Freitag zwischen 7 und 18:30 Uhr öffnen durften, Samstags von 7 bis 16 Uhr. 

Anscheinend dufte man damals aber auch, wenn man für den 1. Donnerstag im Monat (“Langer Donnerstag” bis 20:30 öffnete, am darauffolgenden Samstag nur bis 16 statt bis 18:30 öffnen. 

Hier mal ein Versuch einer chronologischen Übersicht:

 

1956
MO – FR 7 – 18:30
SA 7 – 14
Am ersten SA im Monat bis 18

1989
MO – FR 7 – 18:30
SA 7 – 14
1. DO im Monat bis 20:30
1. SA im Monat dafür nur bis 16 Uhr offen

1996
MO – FR 6 – 20 Uhr
SA 6 – 16 Uhr
Langer Donnerstag fiel weg
An den vier Adventssamstagen durfte bis 18 Uhr offen sein.

2003
Jetzt durften alle Geschäfte bis 20 Uhr öffnen, auch Samstags

2006 wurde im Zuge des Föderalismus die Sache vom Bund an die Länder übergeben. 

Aktuell, also 2022 sieht es in Deutschland folgendermassen aus:

In Baden Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Schleswig Holstein und Thüringen können alle Läden MO – SA 0 – 24 Uhr öffnen. In Meck-Pom Samstags bis 22 Uhr, in Sachsen Anhalt und Thüringen Samstags bis 20 Uhr. 

In Bayern und im Saarland darf man MO – SA von 6 – 20 Uhr offen haben.

Bei mir in Rheinland Pfalz MO – SA von 6 – 22 Uhr, ebenso in Sachsen. 

Sass das Saarland und die Bayern hier MO – SA nur von 6 – 20 Uhr öffnen lassen, verwundert mal wieder wenig. Ich vermute mal, dass auch das die Auswüchse einer zu lange schwarz geführten Regierung sind. Wobei, im BaWü geht’s ja auch. Aber Bayern ist eben Bayern (mia san mia usw.) und das Saarland. Ach ja, die Metholler….

Nunja. Ich für meinen Teil hab mir aber so gedacht, dass Ich froh bin einen Job zu haben der nur MO – FR von 9:30 – 18 Uhr ausgeführt werden muss. Die zwei Gründe, warum Ich (vom abgebrochenen Koch) zum Bürokaufmann umgeschult habe waren ja, Arbeitszeit nur von MO – FR zwischen 8 und 18 Uhr, Wochenende frei und Ich darf den ganzen Tag sitzen und das auch noch an einem PC. 

Thomas Panke wirft in seinem Video die Frage auf, warum das Ladenschlussgesetz heute so viele “Löcher” hat, also warum es einem co vorkommt, dass die Ausnahme zur Regel geworden ist. 

Nun, dazu muss man sich mal ansehen, wie sich die Beschäftigtenzahlen in den einzelnen Sparten in den letzten Jahrzehnten verändert haben:

Vor 60 oder 70 Jahren als das erste Ladenschlussgesetz nach dem Krieg eingeführt wurde, war der Produktionssektor oder der Rohstoffsektor noch immens viel grösser als der Dienstleistungssektor. Laut destatis arbeiten heute 75 % der Menschen in Deutschland in der Dienstleistung, 1951 waren es 32 %. Ausserdem arbeiteten damals 44 % in der Produktion, heute sind es 23 %. Die Landwirtschaft schrumpfte von 23 % auf 1,2 %. Hier sieht man einfach die Auswirkung, wenn in einer sich sehr stark veränderten Gesellschaft, die Gesetze über Jahrzehnte kaum angepasst wurden. 

Heute sind eben viel mehr Menschen, die wir aus unserem eigenen Umfeld kennen, von diesem Gesetz betroffen als damals. Dazu kommen noch die vielen Berufe die auch kein “9 to 5 Job” sind, die nicht unter dieses Gesetz fallen. Sei es das Fitnessstudio, das Kino, die Telefonhotline, und so weiter. Alles Branchen, die in den letzten Jahrzehnten immens gewachsen sind und in denen heutzutage viel mehr Menschen arbeiten als noch 1950 oder 1960. 

Der Grund warum manche Branchen von den Ladenschlusszeiten betroffen sind und andere nicht, ist eben historisch gewachsen. Früher, also in den 80er Jahren, als Ich noch nicht auf der Welt war, so berichteten meine Eltern immer, war es ja auch im Einzelhandel so (siehe oben), dass man unter der Woche um 18 Uhr oder spätestens 19 Uhr schloss und Samstags um 14 Uhr. Da war dann der Aldi und der Karstadt dicht! Einmal im Monat gab es dann noch den „Langen Samstag“ wo die Läden bis 18 Uhr öffnen durften. 

In der Gastro ist es eben seit Jahrhunderten „Tradition“, auch am Sonntag bewirtet zu werden. Geschichtlich kommt das alles eben von der Kirche, die den Sonntag irgend wann einmal vor ein paar tausend Jahren zum Ruhetag erklärt hat. Nur hat man dann gesagt, OK, die Leute im Altersheim am Sonntag nicht versorgen oder im Krankenhaus, das geht halt nicht. Und wenn am Sonntag keiner im Kernkraftwerk sitzt ist vielleicht auch nicht so gut. Oder wenn der Krankenwagen am Sonntag nicht tanken gehen kann ist vielleicht auch nur so semi-optimal. Und meine Brötchen zum Frühstück, die kann Ich ja nicht schon am Samstag kaufen, da sind die Sonntag Morgen ja hart. Es ist also so, dass die Ausnahme mit der Zeit zur Regel aufgeweicht wurde. Ich denke, dass diese Diskrepanz daher kommt, dass heutzutage so viele Menschen wie nie zuvor in der Dienstleistung arbeiten. 

12 von 16 Bundesländern haben also von MO – FR die Öffnungszeiten freigegeben. Zwei erlauben 6 – 20 Uhr und zwei 6 – 22 Uhr. 

Wenn man sich das so ansieht, könnte man sagen, da könnten die vier das ja jetzt auch noch freigeben. Ich glaube nicht, dass dann in Bayern oder im Saarland das Abendland untergeht. 

Es ist ja dann nicht so, dass dann ad hoc alle Läden rund um die Uhr öffnen. Es ist ja auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung: Wenn der Betrieb eines Ladens zwischen 22 und 6 Uhr mehr Geld kostet als er in der Zeit an Umsatz einbringt, macht das ja keiner. 

Es sind ja oft kleinere Läden, in Berlin z. B. die “Spätis” (die ja Sonntags eigentlich auch nicht offen haben dürfen, auch wenn man das dort oft meint, weil viele sich einfach nicht dran halten!), die dann so spät noch offen haben. 

Von daher bin Ich mal gespannt, wie sich das noch entwickelt. Vor allem in den kommenden 20 – 30 Jahren, wenn die “Babyboomer” Generation weggestorben ist…

Ach ja: Interessanterweise hab Ich beim verschlagworten dieses Artikels gerade gesehen dass Ich mir vor ziemlich genau neun Jahren darüber schon mal Gedanken gemacht habe…

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