Spare, spare, Häuslebaue…

9.11.2022

Nun, da wir fast soweit sind, das Haus meines Opas an den Mann bzw. das Paar gebracht zu haben hab Ich mir auch mal so meine Gedanken über den aktuellen Immobilienmarkt gemacht.

Ich bin die Tage als Ich so durch ebay-Kleinanzeigen gestreunert bin über ein Angebot gestolpert, bei dem jemand für ein Mehrfamilienhaus mit drei vermieteten Wohnungen in Kaiserslautern Dansenberg, Baujahr 1935, saniert 2016 sage und schreibe 410.000 € haben will. Vier. Hundert. Und. Zehn. Tausend. Euro!

Puh!

Nun gut, es ist ein Dreifamilienhaus. Wir verkaufen nur ein Einfamilien-Reihenhaus. Wir wollten dafür auch nur 170.000 €, der Makler meinte 120.000 € wäre realistisch, nun haben wir einen Käufer der 150.000 € zahlen will. Nunja.

Dennoch: wenn man sich mal so ein wenig auf den einschlägigen Portalen umsieht kann man schon verstehen woher der Begriff “Betongold” herkommt.

Ausserdem hab Ich die Tage einen Artikel gelesen in dem es darum ging, dass für viele junge Meschen Wohneigentum schlicht nicht mehr bezahlbar ist, auch mit gut verdienenden Jobs und dass sich junge Menschen daher eher auf das Leben im hier und jetzt konzentrieren.

Einerseits wollen alle die es sich leisten können Ihre Kohle socher bunkern, anstatt es auf der Bank zu parken, wo es keine Zinsen und eventuell auch keine Garantien über die nächsten fünfzig Jahre bis zur Rente gibt. Andererseits können sich viele diesen Traum gar nicht mehr leisten.

Ausserdem fragt man sich, warum man sich angesichts des bevorstehenden Atomkriegs oder dem bald stattfindenden Klimakrisen-Weltuntergang noch so lange an ein paar gestapelte Steine binden soll. Man sagt sich, warum nicht die Zeit geniessen die man noch hat? Reisen, feiern, das Leben geniessen. Anscheinend machen das auch viele junge Menschen genau so, vor allem in den (Groß-)Städten. Viele sind an einem Punkt angelangt, an dem sie einsehen, dass sie selbst mit zwei relativ guten Einkommen sich niemals ein eigenes Haus leisten können und versuchen daher nicht einmal das zu erreichen. Wenn Ich kein Elternhaus erben würde, käme Ich auch nicht auf die Idee mir ein Haus anzuschaffen. OK, Ich meine, Ich verdiene zwischen 1600 und 2200 netto, je nachdem wei fleissig Ich auf der Arbeit bis, Ich glaube kaum, dass es da eine Bank gäbe, die mir da einen Hauskredit geben würde. Keine Ahnung.

Da kann Ich verstehen, dass sich viele lieber auf das hier und jetzt fokussieren, Ihr leben geniessen. Meine Mutter und Ihre Schwester haben Ihren Eltern ein Leben lang vorgeworfen, dass sie alles dem eigenen Haus untergeordnet hätten. Schuften bis zum umfallen, am Wochenende einen Nebenjob machen, jede Mark drei mal umdrehen usw., nur damit man sich hat ein Eigenheim leisten können. Dafür sind meine Grosseltern mit Ihren Kindern nie in Urlaub gefahren z. B. Die Kritik kann Ich verstehen.

Andererseits kommt es einem ja auch so vor, als sei der Arbeitsmarkt in Deutschland nie so volatil gewesen wie heute. Das amerikanische “hire and fire”-Niveau haben wir hier zwar noch nicht aber wer (ausser vielleicht einem Beamten) kann den heute schon sagen dass er den Job den er gerade macht auch in fünf Jahren noch hat? Sicher, wir sind auf dem Weg von einem Arbeitgebermarkt in einen Arbeitnehmermarkt. Trotzdem.

Ein anderer Artikel über den Ich die Tage gestolpert bin bläst da ins selbe Horn: Junge Menschen nehmen zunehmends Teilzeit Jobs an und schränken sich lieber in Ihren persönlichen Ausgaben ein um mehr Freizeit zu haben. Das sie dadurch später weniger Rente bekommen, kümmert sie deswegen kaum, weil sie eh davon ausgehen bis 70 oder 75 zu arbeiten. Daher doch lieber jetzt das Leben geniessen, wo man noch die Energie hat, vor sich hin siechen kann man im Alter auch noch im rollstuhlgerechten Büro. Ein Gedanke, der mir auch angesichts der Tatsache dass mein Vater damals mit nur 62 Jahren kurz vor seiner Rente verstarb. Ein Satz, den Ich sehr oft von Ihm meiner Mutter gegenüber gehört habe war “Wenn Ich mal in Rente bin Schatz, dann…”. Tja…

Interessant, dass das mit der Workl-Life-Balance, wie man so schön neudeutsch sagt, kein ganz neues Phänomen mehr ist oder auch keine Corona-Erscheinung. Bereits im Sommer 2019 [habe Ich mir in meinen Notizen einen Artikel abgelegt – Die sind nich tmal bereit…] weil Ich ihn hier verbloggen wolte. Der damalige Arbeitstitel lautete “SCHWEINEREI! Junge Leute lassen sich einfach nicht mehr ausbeuten!” und Ich finde das traf es ganz gut. In dem Artikel ging es um einen Headhunter der sich darüber beschwerte, dass junge Leute heute zu faul seien, um für einen geilen Job z. B. von Hamburg nach Frankfurt zu ziehen. Junge Leute würden sich in der Comfort-Zone festgefressen haben. Der Headhunter sagt wörtlich: “Die Arbeitnehmer, die in den 1980er Jahren und später geboren sind, leben nicht, um zu arbeiten. Sie wollen das Leben geniessen.”. So wie er das formuliert, klingt das irgendwie wie ein Vorwurf. Der Mann, ein Ex-Bundeswehr Offizier, klingt in diesem drei Jahre alten Interview aus heutiger Sicht noch mehr wie ein Dinosaurier als damals. Sätze wie “In einer Unternehmensberatung hört man nicht auf zu arbeiten, wenn es dunkel wird” klingen für mich heute irgendwie nach dunklem Mittelalter…

Zum Homeoffice sagt er damals, dass viele junge Leute nicht ins Homeoffice wollen weil sie da besser konzentriert arbeiten können sondern weil sie nicht mehr vor die eigene Haustür wollen. Ja, Mann, das ist jetzt aber eine Erkenntnis! Da wär Ich von alleine aber nie drauf gekommen! Mensch!

Da fragt man sich echt, was ist das für ein Alien, wo kommt der her, auf welchem Planeten hat der Mann bisher gelebt? Die Leute wollen Homeoffice machen um sich den Arbeitsweg zu sparen um damit mehr Zeit für Freunde und Familie zu haben? Das ist ja eine ganz neue Erkenntnis!

Ich denke, dass Ich von diesem Thema eher weniger betroffen bin als andere, denn Ich bin nur ein kleiner, einfacher Angestellter und will das auch bleiben. Ich hab keinerlei Ambitionen Karriere zu machen oder auch nur irgend eine Art von Leitungsposition einzunehmen. Im Gegenteil Ich hab mehrere Karrierechancen in meinem jetzigen Job sogar schon ausgeschlagen weil Ich nicht bereit bin für mehr Geld auch mehr zu arbeiten oder gar mehr Verantwortung (am besten auch noch für andere Menschen) zu übernehmen. Das liegt mir eigentlich nicht. Ich will einfach nur von halb 10 bis sechs stupide meine Anfragen abarbeiten, nicht viel denken müssen bei der Arbeit und danach für meine 2200 € netto meinen Feierabend gemiessen. Was will man mehr…

Ach ja, das Thema hatte Ich schon länger auf der Pfanne, nachdem Ich bereits 2019 DIESEN Artikel dazu gelesen hatte, nun wurde endlich was konkretes draus.

 

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