9.11.2022
In den letzten Wochen mehren sich ja die Berichte in den Medien über die Aktivisten der sogenannten “Letzten Generation”. Sie kleben sich auf der Autobahn fest oder an Kunstwerken oder anderen Ausstellungsstücken in Museen oder sie beschmieren Kunstwerke in Mussen um damit auf den Klimawandel aufmerksam zu machen.
Dabei schlägt Ihnen viel Unverständnis entgegen. Die Union fordert härtere Strafen für die “Klimaterroristen” (erinnert mich irgendwie an den “Radikalenerlass” von 1972) und der einfache Bürger von der Straße ist genervt weil er zu spät zur Arbeit kommt.
Ich muss zugeben, dass Ich diese Aktionen der Aktivisten durchaus verstehen kann, teilweise habe Ich dafür auch Verständnis.
Ich hab ja am 19.11.2021 in meinem Artikel “WIR WERDEN ALLE STERBEN!1!!!111!1!!1einself!!!1! (Jetzt auch wirklich! Echt! Kein Scheiss!)” schon darüber geschrieben wie ein total aufgelöster Klimaaktivist unserem Kanzler Scholz begreiflich machen wollte dass die Welt bereits in Flammen steht und man eigentlich nur noch Schadensbegrenzung leisten, aber die Katastrophe nicht mehr verhindern kann.
In einem Video auf Spiegel Online wurden nun Leute gezeigt, die von einem Stau betroffen waren. Dabei hab Ich dann so Aussagen in der Art von “Ja, Ich weiss ja, dass das mit dem Klima und so wichtig ist, aber Ich muss zur Arbeit!” u. ä.
Diese kurzen Videoschnipsel die man in letzter Zeit immer öfter finden kann zeigen meiner Meinung nach, dass zwar viele Menschen begriffen haben, dass das mit dem Klimawandel und so schon alles irgendwie wichtig ist und sie würden sich ja auch gerne näher damit beschäftigen, aber sie haben zwischen Job, Familie, Kindern, den Raten fürs Haus und dem Auto und der Sorge wie man den nächsten Mallorca-Urlaub bezahlt bekommt einfach keine Zeit dazu…
Das Problem bei diesem ganzen Klimawandel Zeugs ist ja, dass man da vom klassischen Aktio-Reaktio Modell abweicht: Wenn Ich mir mit dem Hammer auf den Finger hause, tut’s weh! Aktio = Hammer Auf Finger, Reaktio = Finger tut aua!
Beim Klimawandel ist es ja nicht so dass wenn Ich ein Steak esse oder mit dem Auto ins Kino fahre, Ich unmittelbar sehe wie sich das Klima dadurch verändert. Ich sehe zwar in den Nachrichten dass es im Ahrtal eine Überschwemmung gab (oder bin davon sogar unmittelbar mit meinem eigenen Hab und Gut betroffen), bringe das aber nicht so in der Art wie Hammer und Finger miteinander in Verbindung.
Das Klimawandelproblem ist und bleibt einfach viel zu abstrakt für den einzelnen Menschen als dass Ich glaube, dass es jemals soweit kommen wird, dass in der breiten Masse zu einem Umdenken kommen könnte, zumindest nicht in der Zeit in der man noch etwas ändern könnte.
Das andere Problem ist meiner Meinung nach, dass grosse Teile der Verantwortung in den Händen von Menschen leben, die vom Klimaschutz in Ihrem Leben nicht viel haben. Ebenfalls auf Spiegel Online hab Ich die Tage ein Video gesehen dass in den Gebieten in denen viele Rinderzüchter in Brasilien leben besonders viele den “Klimakiller” Bolsonaro und nicht Lula gewählt haben. Denn Bolsonaro hat wenig bis gar nichts gegen illegale Brandrodungen getan oder hat sie sogar legalisiert. So konnte viel Urwald gerodet werden um lukrativen Soja anzubauen oder dort für gute Erträge Rinderzucht zu betreiben. Auf dem gleichen Land könnte auch ohne Abholzung Kautschuk oder Paranüsse angebaut werden, die allerdings weniger Erträge bringen als Rinder. Warum sollten also Bauern, die in relativer Armut leben sich für ein Geschäft entscheiden das Ihnen weniger Gewinn einbringt? Das ergibt keinen Sinn. Hier haben wir wieder den gleichen Aktio-Reaktio-Fall wie oben. Die Bauern die den Regenwald brandrodung bekommen die mittelbaren Auswirkungen nicht sofort mit und sehen daher keine Notwendigkeit an Ihrem Verhalten etwas zu ändern. Was Ich auch verstehen kann.
Fraglich ist ob man dieses Problem je in den Griff kriegen wird. Möglich wäre das meiner Meinung nach nur wenn die nördlichen Industrieländer die ansonsten das Fleisch kaufen würden, ein Importverbot von südamerikanischem Rindfleisch, Tropenholz und Soja erlassen würde aber gleichzeitig Abnahmegarantien für andere Landwirtschaftliche Produkte wie eben Paranüsse oder Kautschuk zu garantierten Mindestpreisen anbieten.
Je mehr in den Medien über dieses Klimawandel Problem berichtet wird, um so weniger habe Ich den Eindruck, dass das ganze noch schaffbar ist.
Hoffen wir mal, dass mein Tweet von gestern nur Ironie bleiben wird…