Ich habe mal wieder einen Artikel auf Übermedien gelesen und mir wie schon ein paar mal hier auf dem Blog ein paar Gedanken dazu gemacht.
Dieses mal geht es um Diversität in den Medien, im speziellen in der Fiction im Bewegtbildbereich.
Das Thema “Diversity” – so der englische Terminus – geistert ja schon lange durch die sozialen Medien. Ein bekanntes Beispiel aus dem Non-Fiction-Bereich ist ein Tweet der vor ein paar Jahren durch Social Media ging als Horst Seehofer sein Innenministerium vorgestellt hat.
Aber das ist ein anderes Thema.
Kommen wir zurück zur Fiction: Wie Ich in dem Artikel lesen konnte gab es in der ARD im letzten Jahr eine Serie namens “All you need” mit vier schwulen Hauptfiguren.
Inhalt laut Wikipedia (verkürzt): Die Serie spielt in Berlin und handelt von vier schwulen Männern und deren Herausforderungen im Leben und in der Liebe. […] Tom hat sich, nachdem er monatelang Levo heimlich zum Sex in einem Hotel getroffen hat, als schwul geoutet und sich von seiner Frau getrennt. […] Vince hat neben der Sorge vor homophoben Übergriffen auch mit Rassismus gegen ihn zu kämpfen. Auch Levo ist in seiner neuen Nachbarschaft mit Vorurteilen konfrontiert.
Nachdem Ich das gelesen habe, kommt in mir so null komma gar keine Lust auf mir diese Serie anzusehen.
Warum?
Nun, Ich habe diese Serie wie gesagt nicht gesehen, aber aus dieser Inhaltsangabe entnehme Ich dass sich der Haupt-Themenstrang in der Serie darum dreht dass Personen “anders” sind als Ihr Umfeld und die daraus entstehenden Konflikte das Treibmittel für die Handlung sind.
Gähn, sowas hab Ich ja noch nie gesehen!
Mal ehrlich, das ist doch so 90er! Oder?
Grüße gehen raus an Martin Armknecht und Georg Uecker in die Lindenstraße!
Nun bin Ich kein alter, sondern ein junger, weisser, heterosexueller Mann und von daher hoffe Ich einfach mal dass man mir glaubt, wenn Ich sage, dass das kein “Alter weisser Mann meckert rum dass früher alles besser war”-Artikel werden soll.
Was will Ich hier nun aber mitteilen?
Nun, was mich an solchen Produktionen immer stört, ist dass eine “Minderheit” (andere Hautfarbe, Migrant, homosexuell, Mensch mit Behinderung, usw.) so gut wie immer wenn Sie in dort auftaucht Ihr Minderheiten-sein auch zum Thema haben muss.
Jemand ist nicht einfach nur so schwul, einfach nur so ein Migrant, hat einfach nur so eine Behinderung. Es ist, so habe Ich zumindest den Eindruck (Bitte nennt mir Gegenbeispiele!!!), immer wenigstens zum Teil ein bestimmendes Thema der Handlung.
Nun kann Ich ja noch verstehen, dass wenn es sich um eine US-amerikanische Produktion handelt, das Thema Rassismus da eine Ausnahme bildet, da man aus dem Land der unbegrenzten Doofheit ja tatsächlich mit ein bisschen Mühe täglich eine Meldung finden kann in der es darum geht dass eine nicht-weisse-Person Opfer von Polizeigewalt, einem rassistischen Angriff o. ä. wird.
Aber wie ist es denn hier in Deutschland? Wäre es denn nicht möglich einen Film oder eine Serie zu produzieren in der eine Mutter zweier Kinder im Rollstuhl sitzt und bei Firma Kramerladen und Sohnemann auf dem Büro arbeitet ohne dass man weiss warum sie im Rollstuhl sitzt weil das für die Handlung der Serie einfach gar keine Relevanz hat. Oder wäre es nicht möglich einen Film zu drehen, in dem ein Max der mit einem Moritz verheiratet ist, der den Verlust seiner kürzlich verstorbenen Mutter überwinden muss, die er bis zu Ihrem Tod gepflegt hat ohne dass man gleich das schwule paar als “schrille Paradiesvögel” darstellt.
Den homosexuellen Menschen denen Ich in meinem Leben bisher in der Mehrheit so begegnet bin sah man nicht unbedingt an der Nasenspitze an “dass das andere Geschlecht in Ihrem Leben keine Rolle spielte” wie ein gewisser Herr Eduard Zimmermann es so gerne formulierte. Meistens erfuhr Ich davon erst nach Wochen oder Monaten.
Sicher, Ausnahmen bestätigen die Regel: Ich habe in einer Arbeitsamt-Massnahme mal eine Frau kennengelernt die in jeden zweiten Satz von Ihrer Frau sprach. Das hatte aber nichts damit zu tun dass sie lesbisch war sondern eine furchtbar nervtötende Quasselstrippe.
Was Ich mit diesem Thema also sagen will ist dass Ich es durchaus begrüße wenn Menschen die “anders sind” (Blöder Ausdruck, Ich weiss aber mir fällt gerade kein besserer ein) in fiktionalen Produktionen sichtbarer werden, denn das bildet meiner Meinung nach nur das ab, was ein schleichender Prozess in unserer Gesellschaft ist nämlich dass solche Personen auch in unserem Alltag immer sichtbarer werden. Ich muss bei dieser Gelegenheit immer an eine Frau denken von der mir meine Mutter mal erzählt hat. Diese Frau lebte bei meiner Mutter in den 60er Jahren auf dem Dorf und hatte eine behinderte Tochter. Meine Mutter erzählte mir immer dass Sie mit Ihrer Tochter immer nur nach Einbruch der Dunkelheit spazieren ging und das Kind ansonsten vor der Öffentlichkeit “versteckte”. Oder Ich muss daran denken dass eine sehr gute Freundin unserer Familie auch eine behinderte Tochter hat (eine geistige Behinderung die eine Auswirkung auf die Motorik und das Sprechen hat), die mittlerweile auch schon fünf runde Geburtstage feiern durfte und die sich immer hat dafür rechtfertigen müssen dass Sie “Ihr Kind überall mit hinschleppen müssen”. Mir wurde sogar mal erzählt dass man in einer Gaststätte von einem weiteren Gast gefragt wurde ob man sich mit “so jemandem” (!) nicht lieber ins Nebenzimmer setzen wolle! Da krieg Ich Aggros wenn Ich sowas höre!
Auch geht das meiner Meinung nach mit der Inklusion in Deutschland viel zu schleppend, auch meiner Meinung nach war es allerhöchste Eisenbahn dass 2017 das Adoptionsrecht so angepasst wurde dass auch gleichgeschlechtliche Paare genau so barrierefrei adoptieren können wir heterosexuelle Paare, usw.
Was mich eben nur immer wieder stört ist wie Ich es oben beschrieben habe dass es so wenig Produktionen gibt, in der eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft oder eine Behinderung als so normal dargestellt wird wie wenn Klaus und Inge einen roten Golf fahren, oder was weiss Ich…
Ein anderes Beispiel das mir einfällt sind übergewichtige Menschen. Hier habe Ich den Eindruck, dass solche Personen auch nicht gezeigt werden ohne dass Ihr Übergewicht nicht zumindest als “Empowerment” dargestellt wird. Niemand ist einfach nur so dick, sondern wenn z. B. eine dicke Frau gezeigt wird, dann ist es eine “Powerfrau”! Was ist das denn bitte für ein Käse? Können dicke Menschen nicht einfach genau so als normal dargestellt werden wie dünne? Immerhin sind laut RKI zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig und sogar ein viertel der Erwachsenen stark übergewichtig also adipös!
Ich selbst bin mit meinen 175 Kilos auf 168 cm sehr stark übergewichtig, habe aber eine so gestörte Selbstwahrnehmung, dass Ich mich nicht dick “fühle”. Und auch Ich lebe trotz meiner Fettleibigkeit (abgesehen von den Knieschmerzen und der Kurzatmigkeit beim Treppensteigen) ein “ganz normales” Leben ohne dass das dick sein ein bestimmender Part davon wäre.
Ob bei diesen Sachen nun aber eine Quote sinnvoll ist wie von manchen in der Diskussion angeregt weiss Ich nicht. Ich bin generell nicht so der Quotenmenschen und hab damals schon diese Diskussion um die “Quotenfrauen” in den DAX-Vorständen kritisch beäugt, denn was bringt es wenn man jemanden nur wegen seines Geschlechts auf so einen Posten setzt und nicht wegen seiner Expertise – da sollte man eher strukturell an das Problem gehen und schauen warum es vielleicht zu wenige geeignete Frauen für solche Posten gibt, aber mit einer “Herdprämie” wie sie dem „Horsti“, den wir oben ja schon thematisiert habe, klappt das natürlich nicht…