Am letzten Samstag habe Ich damit angefangen, was Ich am Wochenende vorher nicht beginnen konnte: Ich habe in Opas Haus Sachen zusammengepackt, die Ich aufheben will.
„Nicht konnte“ ist hier eher psychologisch denn physisch zu verstehen. Auch am Samstag fiel es mir schwer “ein Stück zu machen”. Ich fing unten im Esszimmer an Schallplatten und CDs einzupacken, oben im Gästezimmer ein paar Bücher.
Das Gros was Ich aufgeben will sind, wie immer, hauptsächlich “Medien”. Das heisst in diesem Fall einige Regalmeter Belletristik und Sachliteratur. Vielleicht auch noch den einen oder anderen kleinen “Gegenstand” der mich an Opa erinnert. Eine Schere, ein Geodreieck, ein paar Nähnadeln die seit Ich denken kann an der selben Stelle auf dem Dachboden hängen…
Obwohl Ich zu meinem Opa die letzten Jahre eigentlich keinen Kontakt hatte fällt mir das loslassen immens schwer.
Nach den oben bereits beschriebenen erfolglosen Packversuchen, hab Ich mich an dem Tag in mein Auto gesetzt und hab gute 100 km abgespult. Überland. Kaiserslautern, Mehlingen, Baalborn, Sembach, Wartenberg-Rohrbach, Lohnsfelld, Winnweiler, Schweisweiler, Imsweiler, Rochenhausen, Dielkirchen, Gerbach, Sankt Alban, Schmalfelderhof, Oberndorf, Niedermoschel, Obermoschel, Unkenbach, Callbach, Odenbach, Medard, Lauterecken, Lohnweiler, Heinzenhausen, Tiefenbach, Wolfstein, Roßbach, Ruthweiler, Kreimbach-Kaulbach, Olsbrücken, Sulzbach, Hirschhorn, Katzweiler, Otterbach, Kaiserslautern.
Unterwegs weinte Ich fast die ganze Zeit. Es hatte sich irgendwie angestaut.
Je länger Ich aber darüber nachdachte umso mehr wurde mir klar, dass Ich nicht um meinen Opa trauerte, sondern darum, dass der Punkt ab dem Ich sein Haus nicht mehr betreten kann weil es verkauft wird, nicht mehr allzu fern ist. Viele schöne Stunden und Tage habe Ich als Kind in diesem Haus verbracht. Das Wochenende dort übernachtet, mit Opa auf dem Dachboden gebastelt und gespielt, im Keller “geknoddelt” oder was im Garten gemacht. Oma hat gekocht. Wir haben dort Weihnachten gefeiert, manchmal sogar ohne Streit. Wir haben jedes Jahr nach den drei Wochen Sommerurlaub im Schwarzwald zuerst Oma und Opa angefahren bevor es zu uns nach Hause ging um uns dort mit “Grumbeersupp un Quetschekuche” (Kartoffelsuppe und Zwetschgenkuchen, wird in der Pfalz zusammen gegessen, also der Kuchen als Beilage zur Suppe) den Bauch voll zu schlagen. Und so weiter…
Ja, an dieses Haus hänge Ich viele schöne Erinnerungen.
Ein wenig betrübt es mich ja schon, dass Opa seit dem Tod von Oma so wenig Interesse an uns Enkeln gezeigt hat. Oma wäre da anders gewesen…
Da der Kontakt zu Opa, auch bedingt durch meinen Umzug 2014 nach Dresden, total eingeschlafen ist macht mich die Tatsache dass er nicht mehr da ist kaum traurig.
Wenn Ich die 150.000 € die wir für das Haus haben wollen hätte, würde Ich es glatt kaufen…. (und keinem sagen dass Ich der Käufer bin…)
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Danke.
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