Freaky Friday Part 31

Die Gier der Fremden (von Eurydike)

Posted: Juli 8, 2010 in Buchvorstellungen
Schlagworte: 24/7, Eurydike

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Quelle: (1)

Bei dieser knapp über einhundert Seiten langen Geschichte geht es, im Gegensatz zum an anderer Stelle bereits vorgestelltenKurzgeschichtenband Eurydikes, weniger um die pure Erotik als vielmehr um die psychischen Auswirkungen einer besonderen Art von BDSM Beziehung: ein 24/7-Machtaustausch, der zwei Menschen zu Sklavin und Herren macht. Der Begriff 24/7 stammt aus dem Englischen und bedeutet nichts anderes als rund um die Uhr.

Clara ist mit ihrer Beziehung, in der sie zwar alle materiellen Dinge bekommt, aber in der sich ein zentraler Wunsch nicht erfüllen lässt, nicht glücklich. Denn der Wunsch nach Erniedrigung und Demütigung, der – wie sie sagt – gar nicht von ihr selbst, sondern von einer zweiten, einer fremden Clara kommt, bleibt unerfüllt. Ihr Freund, der die Beziehung mehr oder weniger aufgegeben hat, verweist sie den geheimnisvollen Eric. Bei ihm bekommt sie, was die fremde Clara sucht. Doch die wirkliche Clara tut sich Anfangs schwer damit. Erics besonne, durchdachte Art mit ihr umzugehen gibt ihr Sicherheit und Vertrauen, so dass es ihr immer leichter fällt alle seine Wünsche zu erfüllen, selbst wenn er nicht körperlich anwesend ist, denn in ihren Gedanken ist er dies immer. Über die Zeit wird sie schnell abhängig von ihrem Herren…

Ich denke Eurydike zeigt im weiteren Verlauf der Geschichte recht deutlich auf, was bei 24/7 Beziehungen schiefgehen kann. Grundsätzlich problematisch wird es immer, wenn die Person, welche die Sklavenrolle annimmt, vom Charakter eher schwach ist – wenig Selbstbewusstsein, wenig Durchsetzungsvermögen, häufige Verlustangst – dann wird diese Person durch das allzeit gegenwärtige Machtgefälle zu stark beeinflust, geformt oder umerzogen. Sie lässt es mit sich geschehen, zum Teil weil sie es auch erregend findet. Genau das ist der Punkt: sie macht es ja freiwillig mit – würde sie dem Dominante sagen “so geht’s nicht”, dann wird er etwas ändern oder das Spiel abbrechen. Genau diese Rückmeldung kann aber ausbleiben und deswegen geht das Spiel weiter. Gerade wenn der Dom langsam genug seine Untergebene an gewisse Dinge gewöhnt, und darauf achtet, dass es sie immernoch erregt, kann er damit sehr weitreichenden Einfluss auf sie nehmen – ohne dass seine Sklavin das voll und ganz realisiert. Solange allerdings die Beziehung keinen Schaden nimmt und beide mit der Vorgehensweise einverstanden sind, kann man fragen wo denn dann das Problem ist. Nun, das Problem tritt dann auf, wenn der Dom (durchaus auch aus externen Gründen) aus der Beziehung aussteigt. Seine Sklavin hat dann ihren Herren verloren. All die Verhaltensweisen, die sie über Monate oder gar Jahren ausgeübt hat, werden obsolet. Von einem Tag auf den anderen fällt sie in ein tiefes Loch. Eine Trennung mag zwar immer schlimm sein, aber in diesem Fall haben wir eine Steigerung vorliegen, denn die Skalvin wurde von ihrem Herren geformt – sie wurde in eine Form gebracht, die zu ihrem Herren passt, aber nicht unbedingt zu ihr selbst. Deswegen folgt letztlich, dass der Dom insbesondere bei 24/7 Spielen auch eine besondere Verantwortung hat – er muss Grenzen finden, er kann seine Sklavin nicht jegliches gewünschte Verhalten anerziehen. Irgendwo muss sie auch ein gewisses Maß an Freiheit besitzen, muss eine Rückzugsmöglichkeit haben. Mir ist erst neulich ein Fall zu Ohren gekommen, wo eine Herrin ihren Sklaven kontrolliert, indem sie schaut welche Internetseiten er aufruft und gewisse Sachen verbietet – da befinden wir uns bereits in einem greznwertigen Fall – denn jeder braucht möglichst uneingeschränkten Zugang zu Medien um sich eine Meinung bilden zu können. Ein Verbot bedeutet letzlich, dass bestimmte Blickwinkel der Gesellschaft verborgen bleiben und somit die Meinungsbildung begrenzt ist. In diesem Fall waren die Webseiten weitestgehend Porn, so dass man da sicher ein Auge zudrücken kann. Noch viel schlimmer wäre es allerdings jemanden monatelang gefangen zu halten und somit sozial zu isolieren – das ist dann beim besten Willen keine 24/7 Beziehungen mehr, sondern führt zur langsamen Zerstörung eines Menschen.

“Die Gier der Fremden” ist diesmal beim ubooks Verlag erschienen. Es ist spannend geschrieben, stellenweise sehr erotisch, stellenweise aber auch sehr düster. Da ich generell der Meinung bin, dass man mit 24/7 sehr vorsichtig umgehen muss, habe ich das Werk auch von Beginn an entsprechend kritisch gelesen. Das führt aber sogleich dazu, dass man nicht mehr jede Sezene erregend findet, sondern manchmal fast schon Angst hat um die Protagonistin, auf was sie sich jetzt wieder einlässt. Vorallem auch weil ihr Inneres sehr oft den Befehlen ihres Herren auf’s Äußerste widerstrebte und sie selten ihre Erlebnisse genossen hatte. Nichtsdestotrotz kann ich das Buch nur empfehlen, denn es regt zum kriitschen Denken an, jedenfalls war es bei mir so.

(Bildnachweis: (1) vom ubooks Verlag, von MagicZyks, Link)

 

Quelle: http://derbdsmblog.files.wordpress.com

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